Sich selbst entdecken

In uns allen existiert das tiefe Bedürfnis, wir selbst zu sein. Menschen sagen z.B. “Ich will endlich ich selbst sein“ oder “Nun will ich mich um mich selbst kümmern.“ oder vielleicht  in einer Krise, die uns bis ins Mark trifft “Ich muss mich jetzt um mich selbst kümmern“. Das sind die Lebensumstände, wo wir das Gefühl haben, dass wir uns um alles Andere und um alle Anderen gekümmert haben, nur nicht um uns selbst.

 

Aber was bedeutet dies eigentlich. Wer ist dieses ‘Selbst‘, das wir so oft vernachlässigen und um das wir uns jetzt ‘kümmern‘ wollen oder müssen, weil  ‘es nicht mehr anders geht‘?

Sein Selbst finden, seinen inneren Kern finden, man selbst sein, was bedeutet das?

Erst einmal impliziert dieses Bedürfnis, dass jeder Mensch von tief innen heraus weiß, dass es da etwas gibt, was man sein möchte oder ‘wieder‘ sein möchte, so als ob man dieses Selbst einmal war, es verloren hat und nun endlich wiederfinden möchte.

Wenn Menschen bereits Wissen um psychologische Zusammenhänge haben, dann wissen sie, dass wir alle ausnahmslos als Kinder konditioniert wurden. Da gab es Verhaltensweisen, die wir entweder zeigen mussten, weil sie von uns gefordert wurden oder es gab Teile von uns, die wir unterdrücken oder verdrängen mussten, um weiterhin ‘geliebt‘ zu werden. Und so haben wir dann ein falsches ‘Selbst‘ aufgebaut, nicht weil wir dies so wollten, sondern weil es uns die einzige Möglichkeit schien, weiterhin das Gefühl von Zugehörigkeit zu erfahren. Und irgendwann im Erwachsenenleben steigt in jedem Menschen, mehr oder weniger bewusst, das Bedürfnis auf, wieder oder endlich man selbst zu sein, endlich frei zu sein.

Es scheint, dass wir alle tief in unserer Seele wissen, wie sich das anfühlen muss. Und hier geht es nicht nur darum, nun endlich ‘nein‘ sagen zu können, wenn wir unser Leben lang uns nicht getraut haben, für uns einzustehen, sondern um etwas viel Tieferes. Und wenn wir in uns hineinspüren, dann stellen wir fest, dass unsere tiefste Sehnsucht nicht nur dem Bedürfnis gilt, nun endlich das tun zu können, was wir schon immer wollten, aber nie konnten oder durften, sondern etwas in uns, das jenseits von Auflösung oder Sprengung verkrusteter Glaubenssätze oder Verhaltensweisen liegt.
Das Selbst, wo wir einfach nur SEIN können, nicht fügsam oder aufsässig, nicht ängstlich oder mutig, das Selbst, von dem wir ‘wissen‘ dass es existiert,  nicht weil man es uns gesagt hat oder wir es in einem Buch gelesen haben, sondern weil wir dieses Selbst SIND.  

Dieses Selbst ist das letztendliche Ziel aller Meditationstechniken, aller Yogaübungen, aller Religionen und all unserer Anstrengungen, endlich heimzukommen, anzukommen, loslassen zu können.